Frei entscheiden zu können, sich selbst zu verwirklichen, was zu bewegen, Verantwortung zu übernehmen, frei von Hierarchien und seines Glückes Schmied zu sein, haben mich seit meiner Jugend bewegt und auch mein Leben bestimmt. Ich bin ein Kind der Wende, war 1989 genau 20 und nicht nur dabei, sondern mittendrin. Aber wie bei so vielen in meiner Generation bedeutete die Wende auch einen massiven Einschnitt. Ursprüngliches Geplantes ging von heute auf morgen gar nicht mehr, Möglichkeiten taten sich auf und zerbrachen gleich wieder, man ging Leuten auf den Leim, Hoffnungen, Enttäuschungen, Erfolge und Niederlagen gaben sich die Klinke in der Hand. Aus meinem Plan, nach der Lehre als Industriekaufmann beim VEB „Otto Buchwitz“ Starkstromanlagenbau und Wehrdienst über den zweiten Bildungsweg Ökonomie zu studieren, wurde nichts – zum Glück!
In meinem Fachabitur kurz nach der Wende in Büdingen gab es einen tollen Wirtschaftslehrer, der bei mir das Interesse für Marketing und Kommunikation weckte und ich spürte, dass genau dort ein Talent von mir liegt. Einige Monate später versuchte ich mich freiberuflich, 1995 dann mit einem eigenen Unternehmen. Meine PR- und Eventagentur wird im nächsten Jahr 30 Jahre alt. Wahnsinn. Sie ist damit eine der ältesten in Sachsen und war früher mit zeitweise über 20 Mitarbeitern recht groß. Dass ich mir nahezu alle Kenntnisse autodidaktisch nach dem Prinzip Try and Error beigebracht, soll kein Vorbild sein. Aber wir haben mit unserem Team viele vernünftige Sachsen auf die Beine gestellt, unzählige Volksfeste überall in Sachsen, Kampagnen, Strategien und auch viele bunte Bilder. 20 Stollenfeste stehen auf der Haben-Seite, tolle PR-Projekte für große Kulturfestivals wie den Palais Sommer und die Filmnächte am Elbufer oder auch die Neugestaltung des Dresdner Striezelmarktes, für den wir sogar den Dresdner Tourismuspreis erhielten.
Das neue Striezelmarkt-Design führte dann auch zu einem völlig neuen Wirkungskreis, der zu einer echten Spezialität und zu einem Projekt geworden ist, dass einen wesentlichen Teil meiner Arbeit ausmacht – die Kreation und Organisation von Weihnachtsmärkten. Mit dem Augustusmarkt in Dresden und dem Canalettomarkt in Pirna haben wir gerade zwei große Märkte am Start. Beim letzten Jahreswechsel gab es seit langer Zeit mal wieder einer große Silvesterveranstaltung in Dresden und ein Höhenfeuerwerk, dass der Augustusmarkt der Stadt spendierte. Gerade sitzen wir über einem neuen Projekt, dem Dresdner Winterfest auf dem Altmarkt. Start ist Ende Januar und wir müssen uns sputen.
Das wahrscheinlich bekannteste Projekt aber ist die Hofewiese. Ausflugskultur seit 1877, ein magischer Ort mitten in der Dresdner Heide, eine Sehnsuchtsort für Generationen und bald 20 Jahre der Verwahrlosung und dem Verfall preisgeben. Seit 2016 bemühen wir uns, diesen Ort wiederzubeleben und als Landgut Hofewiese für die Öffentlichkeit zu erhalten. Es ist mühsam, es ist schwer, ich könnte jetzt viele Textzeilen mit der Beschreibung von Problemen und Herausforderungen füllen. Aber dann wären wir sofort wieder im Politischen. Egal. Man kann da überall viel nachlesen. Wir kommen voran. Schritt für Schritt, Stück für Stück. Einen wunderbaren riesigen Biergarten gibt es schon, eine große Sonnenwiese zum Erholen und Spielen und „einen Maybach“ in Form einer dezentralen biologischen Abwasseranlage, die dank enormer Auflagen wohl die schönste und schickste ihrer Art weit und breit werden musste. Doch die Hofewiese ist sinnstiftend wie nichts anderes, dass ich je getan habe und die Leute sind so dankbar und freundlich und machen mit. Alles gut, also.